Das Bankgewerbe ist in dieser Hinsicht vergleichsweise gut durch die Corona-Wochen gekommen. Der Bankbetrieb lief – wenn auch in veränderter Form – weiter. Die Kreditinstitute zählen zu den sogenannten systemrelevanten Bereichen. Die Hilfspakete der Bundesregierung treiben sogar zusätzliches Geschäft zu, die Kreditnachfrage boomt. Entlassungen oder Kurzarbeit wegen Corona – nicht im Bankgewerbe.
Dennoch sind Bankmitarbeiter keineswegs auf Rosen gebettet und der Lockdown wird auch hier seine Spuren hinterlassen. Deutsche Bank-Chef Christian Sewing hat bereits angekündigt, den Stellenabbaukurs nach der Normalisierung des Geschäftsbetriebs fortsetzen zu wollen. Auch für andere Geldhäuser war Corona in Sachen Personalpolitik nicht mehr als eine Atempause. Filialschließungen könnten nach den Wochen des Stillstands sogar einen zusätzlichen Schub erhalten, denn in der Krise zeigte sich: es geht auch ohne Filiale. Und wo Zweigstellen schließen, stehen stets Arbeitsplätze in Frage.
Eine Erfahrung machen aktuell viele Bankmitarbeiter, die sich beruflich neu orientieren wollen: es gibt kaum offene Stellen. Die Institute sind bei Neueinstellungen besonders zurückhaltend. Das gilt nicht nur bei niedrig qualifizierten Tätigkeiten “am Schalter” oder in der einfachen Sachbearbeitung. Auch Interessenten mit höherer Qualifikation tun sich schwerer als noch vor Monaten, adäquate Positionen zu finden. Dies mag der momentan großen Unsicherheit geschuldet sein, Fakt ist aber auch: im digitalen Zeitalter ist gute Qualifikation keineswegs mehr eine “sichere Bank”. Selbst anspruchsvolle Tätigkeiten lassen sich mit KI und anderen Anwendungen standardisieren und automatisieren.
Neben dem beschleunigten Filialsterben könnte eine verstärkte Digitalisierung der zweite große Corona-Effekt im Bankgewerbe sein. Vielleicht ein Anlass für manchen Bankmitarbeiter mit Know How und Erfahrung, über berufliche Perspektiven außerhalb der Bank nachzudenken – zum Beispiel in der unabhängigen Finanzberatung.
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